Samstag, 1. Juni 2013 11 Uhr, Baseler Platz, Frankfurt am Main Samstags morgens so ca. halb elf auf der Autobahn Richtung Frankfurt/Main. Bereits schon an der Ausfahrt Rödelheim wurden wir abgefangen und an der Weiterfahrt gehindert. Die Begründung lautete: "Es wären schon Demonstranten auf der Fahrbahn!" Als ich zurück auf die Autobahn blickte, sah ich: EINE LEERE AUTOBAHN! Also bogen wir ab und fuhren über Umwege in Richtung Bankenviertel, was auch nur gelang, weil wir Schleichwege nahmen, die von der Polizei scheinbar nicht mit eingeplant waren! Alle größeren Zufahrtswege waren geblockt und zwar schon mehrere Kilometer vor dem Sammelplatz der Demo! Zwiebelartige Blockaden könnte man das nennen.Als wir dennoch ziemlich nahe des Sammelplatzes einen Parkplatz fanden und uns Richtung Baseler Platz begaben, waren wir erstaunt, welche Massen an Menschen sich in Frankfurt eingefunden hatten und vor allem aber auch über die verschiedent- lichsten Gruppierungen, die man sonst nicht wirk- lich miteinander agieren sehen würde. Hier zeigte sich, dass es möglich sein kann, verschiedene "Ge sinnungen" in ein Boot zu holen!
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Auf dem Sammelplatz herrschte eine ausgelassene und fröhliche Stimmung! Musik ob handmade oder aus Boxen auf umgebauten Einkaufs- wagen machte Stimmung, lud sogar zum mittanzen ein.
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Mädchen, die bunte Luftblasen in die Welt schickten und Generation 60+ stellten sich neben die Fahnen der Linken, Occupy und sons tigen Gruppierungen, wie Acta, Verdi uvm. aber auch unserer Piraten-Fahne! Mittlerweile weiß ich, dass wohl einige Piraten zur Demo gekommen waren, während andere Piraten als Demobeobachter (kenntlich gemacht durch An hänger!) der Demo beiwohnten. Wir Piraten waren zwar nicht Viele, aber da! Ca. eine Stunde warteten wir darauf, dass der Zug losziehen würde. Als er endlich loszog, stoppte er schon relativ früh das erste Mal.
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Starke Polizeipräsenz war bis dahin noch nicht wirklich erkennbar. Spätestens am Intercontinental fielen uns die ersten massiveren Polizeiaufkommen auf, sogar welche auf dem Vordach, welche mit Videokamera ausgerüstet dort standen!
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Als wir ihnen winkten, schwenkten sie schnell weg.. Ich sagte noch: "Die machen nun Videoüberwachung um vermeinliche Verbrecher besser ausmachen zu können!" Wie Recht ich doch behalten sollte :(
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Begleitet wurden wir auch ständig von einem Hubschrauber, welcher immer über unseren Köpfen zu stehen schien. Wir hatten uns ziemlich ans Ende des Zuges be- geben und wunderten uns sehr, warum es auf einmal wieder stockte. Über Lautsprecher wurden wir infor- miert,dass die Spitze des Zuges geblockt worden sein soll und wir auf eine evtl. Routenänderung warten sollten.
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Während wir warteten, zog auf einmal - auf dem Bürgersteig und ziemlich laut und hochmusikalisch, wie auch gut gelaunt - die Gruppe der #Stuttgart21 Leute an uns vorbei! Sie hielten ein Banner hoch, auf welchem sie der Stuttgart21
Opfer und der türkischen Opfer des vorigen Tage gedachten! Wir hielten solidarisch die Daumen hoch und fragten, wo sie denn jetzt auf einmal her kämen. Antwort: "Wir wurden festgehalten, angeblich soll jemand auf den Gleisen gelegen haben!" "Komisch", sagte ich, "lagen nicht schon gestern welche auf Gleisen rum?" Busse wurden ja auch nicht durchge- lassen, so meine Informationen vom Freitag. Nachdem wir wieder eine lange Weile gewartet hatten, wurden wir gewarnt, dass wir unsere Position verlassen sollten und Richtung Mainufer laufen sollten, da Polizei im Anmarsch wäre in einem großen Trupp.
So hörten wir auf die Warner und liefen sogar noch durch den Trupp durch, in letzter Sekunde - was wir da noch nicht wussten! - entgingen wir der Kesselung des Endes des Zuges! Am Mainufer wurde uns dann erst das ganze Ausmaß bewusst! Überall, wie in einem Ameisenhaufen liefen bewaff- nete Polizeibeamte rum in reger Triebsamkeit und hochwichtig dreinblickend! Teilweise sogar mit einem gewissen Wahn im Blick, vor allem bei den jungen Beamten stark zu beobachten! Ähnlich, wie eine Footballmannschaft vor ihrem Pokal- sieg vom Trainer gepusht! Polizeiwagen soweit das Auge reichte und noch weiter! Die ganze Massen an Polizisten? Ich machte einfach nur noch Beweisfotos um zu zeigen wie stark die Präsenz war und wie groß die Angst!
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Später stand ich noch nicht mal einen Meter von einer Musikergruppe entfernt weg, die NUR die Polizei, durch sich mit erhobenen Armen vor das Aufgebot stellend, am Eindringen in den Kessel hindern wollte und sah mit eigenen Augen in ca. einem Meter Abstand, wenn überhaupt, wie diese Gruppe, ohne vorherige Gewalt von deren Seite aus, geschlagen, getreten und mit Spray versenkt wurde!
Diese Gruppierung sollte mich später das Fürchten lehren!
Hier noch fröhlich die Gruppe am feiern....
Im Hintergrund sind die Helme zu erkennen, sie stürmen einfach drauf los, ich musste von dem Betonmäuerchen fliehen... Dann half ich noch schnell einem Passanten, der mir über eine Betonabsperrung entgegen fiel noch auf die Beine, bevor andere Flüchtende über ihn hinweg rannten..... Was genau hätten wir tun sollen, außer Dokumentieren und Beobachten? Ich war verwirrt, fassungslos, ent- geistert! In mir wuchs eine unendliche WUT! Ich hätte mich sooo gern dagegen gestellt! 154 cm gegen den Rest der Welt, so fühlte ich mich und schrie: "Geht Grillen!" Später äußerten sich angesprochene Polizisten ebenfalls relativ fassungslos! Man merkte ihnen an, dass sie nicht wirklich wussten, was das sollte! Mir schien sie haben aber auch selbst ANGST vor dem Verlust ihres Broterwerbs und lassen sich deshalb auf so etwas ein, ohne Rücksicht auf ihre eigene Ethik! Selbst die Presseleute haben massivst darum gebeten, dass wir uns stark machen für eine Nachrichten- mentalität, wo Wahrheiten Raum haben können und dürfen!
Ältere Passanten berichteten, dass es Ihnen vorkäme, wie im Bürgerkrieg! Sie hätten Angst! Eine Familie, die in dem Burgerrestaurant saß, in das wir später eingeschlossen wurden, um nicht auf der Straße zu stehen, erzählte, dass sie ihren Kindern lediglich mal eine Demo zeigen wollten, friedlich! Nach kurzer Unterhaltung fragte ich mich: "Was sollen unsere Kinder denn lernen, damit sie damit umgehen können und nicht untergehen in einer solchen Gesell- schaft?" Das Paar und die Kinder waren sichtlich ge- schockt und fassungslos!
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Wasserwerfer wurden zwischenzeitlich betriebs- bereit gemacht... "Verhaftungswagen" (ich weiß nicht, wie der Fachbegriff ist) wurden zu gefühlt Hunderten aufgefahren, ein immer schlechteres Gefühl machte sich breit!
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Wir blieben noch solange, bis wir die ersten Leibes- visitationen haben mitverfolgen konnten! Dann war ich einfach nur noch froh rauszukommen, raus aus dem Restaurant, raus aus Frankfurt, hinein in meine kleine heile Dorfwelt!
Noch heute - 2 Tage später! - begleiten mich die Eindrücke! Begleitet mich aber vor allem auch die Wut darüber, hilflos daneben gestanden zu haben und nichts weiter getan zu haben, als zu dokumentieren! Ich fühle mich immer noch schlecht.. Ohnmächtig... Trotzdem ich zeitweise immer mal wieder selbst als Security arbeite und schon so Einiges in meinem Leben gesehen habe! Auf dem Weg zum Auto kamen wir auch an sehr vielen Ver- letzten vorbei! Die Sanitäter schienen ob der Masse über- fordert und die Martinshörner klangen durch ganz Frank- furt! Noch auf dem Willi-Brandt-Platz sagte ich, dass es kein gutes Zeichen sei, wenn sooo viele Martinshörner immer wieder zu hören wären!
Dies fand ich auf dem Will-Brandt-Platz vor einer Ampel auf die Strasse gesprüht! Ich stelle mich hiermit öffentlich als Zeugin für evtl. Prozesse gegen die Staatsgewalt vom Samstag zur Verfügung und meine Fotos und die auf Horsts Apparat werden gesondert gesichert, also nicht nur auf dem PC, sondern auch auf anderen Medien und bei anderen Menschen, wie zwei persönlichen Kontakten von Medien, die ich hier nicht näher bezeichnen möchte, um ihnen im Falle eines Falles nicht auch noch Durchsuchungen zu bescheren! Mein Resumeé: Wir sollten den Kopf, der sich ein solches Verhalten ausgedacht hat, angreifen und nicht die Füsse, die für ihn laufen! In diesem Sinne verbleibe ich immer noch geschockt von Samstag Gaejawen, die sonst nicht wirklich schnell zu schocken ist, weil sie selbst als Security arbeitet !!! *Wir leben alle unter demselben Himmel, aber noch lange nicht unter demselben Horizont - Aeosop und nicht Dale Carnegie!* Copyright aller Fotos by ME!
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